Andalusien – wo sich Spanien von seiner schönsten Seite zeigt

Stadtburg Alhambra
Die Stadtburg Alhambra / Granada

Spanien ist nicht nur eines der begehrtesten Reiseziele der Welt, sondern auch eines der vielfältigsten. Der Norden und der Süden unterscheiden sich stark voneinander und jede „autonome Gemeinschaft“ hat ihren ganz eigenen Hintergrund, ihre eigene Kultur und Identität. Andalusien, oder Spanisch Andalucía, Comunidad Autónoma ist eine historische Region in Spanien, die die Provinzen Huelva, Cádiz, Sevilla, Málaga, Córdoba, Jaén, Granada und Almería umfasst. Die autonome Gemeinschaft Andalusien wurde durch das Autonomiestatut vom 30. Dezember 1981 gegründet. Kein anderer Teil Spaniens besitzt eine solch faszinierende Mischung aus interkulturellem Erbe, Kunst, Natur und Leidenschaft.

Die Geografie von Andalusien

Andalusien verfügt über das abwechslungsreichste Terrain und die vielfältigste Vegetation in ganz Spanien. Auffallende Kontraste bestehen zwischen alpinen Bergen und Pinienwäldern in hohen Lagen, trockenen und kargen Wüsten und fruchtbaren bewässerten Ebenen, die Plantagen subtropischer Früchte beherbergen. Die Topografie Andalusiens ist durch Gebirgszüge in mehrere verschiedene Zonen unterteilt, die jeweils von Südwesten nach Nordosten verlaufen. Die Sierra Morena ist die nördlichste Gebirgskette und durchquert die nördlichen Teile der Provinzen Huelva, Sevilla, Córdoba und Jaén. Im Südosten Andalusiens erhebt sich das Land abrupt zur Baetic Cordillera, von der ein Teil, die Sierra Nevada, die höchsten Erhebungen der iberischen Halbinsel südlich der Pyrenäen aufweist.

Die baptische Kordillere erstreckt sich nach Süden von der Provinz Jaén nach Granada und Almería. Zwischen der Sierra Morena und der Baetic Cordillera liegt das Herz Andalusiens, das Flussbecken des Guadalquivir und die dazugehörigen Ebenen. Der Guadalquivir fließt südwestlich durch fast ganz Andalusien, vorbei an den Städten Córdoba und Sevilla, bevor er westlich bei Cádiz in den Atlantik mündet. Das untere Becken des Flusses, eine Region namens La Campiña, ist der am dichtesten besiedelte und landwirtschaftlich produktivste Teil Andalusiens. Die andalusischen Steppen, eine trockene Ödlandregion im Südosten Andalusiens, bedecken einen Großteil der Provinzen Granada und Almería. Östlich und westlich von der Stadt Málaga entlang der Mittelmeerküste erstreckt sich die Costa del Sol, die sich zu einer der beliebtesten Küsten Spaniens entwickelt hat.

Der kulturelle Hintergrund

Aufgrund seiner geografischen Lage zwischen dem nördlichen Mittelmeer und dem Atlantik verfügt Andalusien über mehrere Mikroklimata und ein breites Spektrum an Aktivitäten und Freizeitmöglichkeiten rund um das Meer. Aber in Andalusien dreht sich nicht alles um das Meer. Neben den verschiedenen Gebirgsketten gibt es an der Mittelmeerküste bei Granada und Malaga viele Klippen und einzigartige Felsformationen wie El Torcal bei Antequera oder El Chorro bei Malaga. Dabei ist das interkulturelle Erbe das, was Andalusiens so anziehend macht. Der Name Andalusien leitet sich vom arabischen Wort Al-Andalus ab. Das war der Name, den die Araber der Halbinsel gaben, die sie Jahrhunderte lang regierten. Das maurische Erbe ist immer noch überall präsent. Neben den Arabern wurde die Kultur und Geschichte Andalusiens von den Phöniziern, Griechen, Römern, Vandalen und Nordiberern beeinflusst, die sich nach der Reconquista in der Region niederließen.

Im Vergleich zum Rest von Spanien ist Andalusien eine traditionell landwirtschaftliche Region, die sich stark auf den Tourismussektor stützt. Die starke Identität und der regionale Stolz auf die reiche Kultur Andalusiens, einschließlich Flamenco, maurischer Architektur, Weinproduktion, Gastronomie und bis zu einem gewissen Grad der Stierkampf, machen Andalusien zu einem lebendigen Reiseziel. Viele der genannten kulturellen Phänomene werden oft als typisch spanisch wahrgenommen, ihre Ursprünge sind jedoch andalusisch.

Das Klima in Andalusien

In den meisten Gebieten des Tieflandes Andalusiens herrscht ein mediterranes Klima mit milden, regnerischen Wintern und heißen, trockenen Sommern. Die jährlichen Niederschläge reichen von 2.000 mm in der Sierra Nevada und der Gebirgsregion Sierra de Grazalema bis hin zu 200 mm in den wüstenartigen andalusischen Steppen. Die Küsten und das Tiefland erzielen durchschnittlich etwa 3.000 Sonnenstunden pro Jahr, was dazu beigetragen hat, die Region bei Touristen beliebt zu machen. Der untere Teil des Flussgebiets des Guadalquivir hat einige der fruchtbarsten Böden Spaniens, aber die spärlichen Niederschläge machen in einigen Gebieten eine Bewässerung notwendig. Die beste Zeit, um Andalusien zu besuchen, ist im Frühjahr und Herbst. Die Temperaturen sind noch milde und die Städte und Strände sind weniger überfüllt. Bei einem Besuch in den Sommermonaten ist es empfehlenswert, an der Küste zu bleiben, da das andalusische Hinterland eine der heißesten Regionen Europas ist.

Sevilla

Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens, ist ein Muss bei einem Besuch im Süden Spaniens. Sevilla liegt am emblematischen Fluss Guadalquivir und verfügt über eines der beeindruckendsten myrischen und kulturellen Erbe Andalusiens. Früher war es auch eine der reichsten Städte Spaniens, da ihr Hafen ein Handelszentrum für alle Schiffe war, die von Las Americas kamen. Noch heute ist der ehemalige Reichtum und die wirtschaftliche Aktivität in vielen Ecken der Stadt spürbar. Das beliebte Viertel Triana soll die Geburtsstätte des Flamencos sein. Mehrere Schulen bieten Einführungskurse an. Viele Restaurants haben sich auf Flamenco-Shows spezialisiert, zu denen ein traditionelles andalusisches Essen serviert wird. Das Barrio Santa Cruz war früher der Bezirk der Mauren und Juden und liegt direkt im historischen Zentrum von Sevilla. Bei einem Spaziergang durch die engen, schattigen Gassen geht es vorbei an schönen Gebäuden mit grünen Innenhöfen und einigen der wichtigsten Denkmäler der Stadt. Der beeindruckende Dom mit seinem Turm ist das Wahrzeichen Sevillas. Der Königspalast Alcazar im typisch maurischen Stil, ist von hohen Mauern umgeben. Das Archivo de Indias ist ein Renaissance-Gebäude, das als Archiv für Dokumente im Zusammenhang mit der Entdeckung Amerikas dient. Weitere Sehenswürdigkeiten in diesem Stadtteil sind die Kirchen Hospicio de los Venerables und Iglesia de Santa Maria la Blanca am Rande des wunderschönen Parks Jardines de Murillo.

Malaga

Malaga liegt an der berühmten Costa del Sol und ist die südlichste Großstadt Europas. Die Stadt verfügt das ganze Jahr hinweg über eine der besten Klimazonen von ganz Europa und ist die Geburtsstätte des legendären Pablo Picasso und des Schauspielers Antonio Banderas. Im Vergleich zu Sevilla könnte man sagen, dass es in Sevilla um den Stolz auf die andalusische Identität und Kultur geht, während Malaga aufgrund der langen Geschichte ihres Hafens offener für ausländische Einflüsse war. Im Allgemeinen ist die Atmosphäre sehr lebendig und die Menschen sind extrem warmherzig. In Malaga fühlt man sich schnell wie zu Hause. Auch wenn die Stadt und die angrenzende Costa del Sol international hauptsächlich für ihre hochwertigen Golfplätze und Sandstrände bekannt sind, verfügt die Hafenstadt über ein beeindruckendes kulturelles Erbe wie die maurische Festung, das römische Theater und viele renommierte Museen, wie das Thyssen- und Picasso-Museum und das Centre Pompidou. Malaga selbst ist ein perfektes Ziel für einen Städtetrip, aber auch der ideale Ausgangspunkt, um die schöne Umgebung der Costa del Sol und das bergige Hinterland zu erkunden.

Granada

Granada, auch bekannt als die maurische Perle, darf bei einer Reise nach Andalusien nicht ausgelassen werden. Kaum eine andere andalusische Stadt hat ein so reiches und vielfältiges kulturelles Erbe wie die ehemalige Hauptstadt des maurischen Al-Andalus-Reiches. Tatsächlich verbindet Granada das kulturelle Erbe der Araber und den jüdischen Einfluss mit architektonischen Juwelen der Renaissance. Von allen andalusischen Städten ist der maurische Einfluss in Granada am spürbarsten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es die letzte Stadt war, die von den spanischen katholischen Königen erobert wurde. Bei einem Besuch der Calle Elvira im historischen Stadtzentrum mit ihren zahlreichen arabisch inspirierten Teeläden und Marktständen, könnte man fast meinen, man sei in Marokko.

Die bekanntesten Attraktionen Granadas sind zweifellos die Stadtburg Alhambra und der Palacio de Generalife, der Sommerpalast und Landsitz der Nasriden-Sultane von Granada. Der schönste Teil der Alhambra, die Nasrid-Paläste, ist nur eingeschränkt zugänglich, daher müssen Tickets im Voraus gebucht werden, um dieses Juwel bestaunen zu können. Das Viertel Albaicín zählt zusammen mit den Gärten von Generalife und der Alhambra zum UNESCO-Kulturerbe und erstreckt sich auf einem Hügel Granadas. Das Viertel scheint in der Zeit des maurischen Mittelalters entstanden zu sein und bietet einige der spektakulärsten Ausblicke auf die Alhambra und die Gipfel der Sierra Nevada. Eine weitere sehenswerte Gegend ist das Gebiet Sacromonte. Es wurde früher hauptsächlich von Zigeunern bewohnt, die in Höhlenhäusern lebten, und war eines der ärmsten Viertel Granadas. Heute sind die ehemaligen Höhlenhäuser zu Restaurants und Bars umgebaut worden, die einige der einzigartigsten Flamenco-Erlebnisse der Stadt bieten.

Córdoba

Córdoba darf auf keiner andalusischen Reiseroute fehlen. Als UNESCO-Weltkulturerbe verfügt die Stadt über einen einzigartigen kulturellen und historischen Wert. Als Córdoba die Hauptstadt des umayyadischen Kalifats war, zog es viele Intellektuelle an und pflegte die Wissenschaft und das Wissen. So entstanden in Cordoba emblematische Figuren wie Seneca, Maimonides und Averroes. Heute ist Córdoba vor allem für seine große Mezquita-Kathedrale oder Moscheenkathedrale bekannt, dem Symbol der Stadt. Die fast 1.000 Säulen im Inneren der einstigen Moschee, in der nach der Reconquista eine gotische Kathedrale errichtet wurde, bilden den berühmten Wald der Säulen. Ein Besuch der Mezquita-Kathedrale ist ein beeindruckendes Erlebnis. Aber Córdoba ist nicht nur für sein maurisches Erbe bekannt, sondern auch für das Judenviertel mit seinen engen Gassen und weiß getünchten Hausfassaden. Die Patios, die Innenhöfe dieser malerischen Häuser sind eine weitere Attraktion von Córdoba. Jedes Jahr findet hier das berühmte Patio Festival statt, bei dem die Anwohner sie mit den buntesten Blumen schmücken.

Cádiz

Auch wenn Cádiz weniger bekannt ist als andere andalusische Provinzen, gehört sie zu den schönsten. Hier gibt es unberührte, endlose Strände, üppig grüne Berge, eine lebendige Kultur und Geschichte, Sherry, Stierzucht, weiße Dörfer und, nicht zu vergessen, leckere Meeresfrüchte-Tapas. Die Stadt Cádiz ist die älteste Stadt Westeuropas. Sie wurde vor 3.000 Jahren gegründet und ihre Rolle war in der spanischen Geschichte von entscheidender Bedeutung. Neben Flamenco und den köstlichen regionalen Tapas ist die Provinz Cádiz bei Naturliebhabern besonders beliebt. Es gibt kaum etwas Schöneres, als den Naturpark Doñana zu besuchen, in Tarifa einen Kitesurfkurs mit Blick auf den afrikanischen Kontinent zu genießen oder die berühmten Dünen von Bolonia zu erkunden.

Almería

Almería liegt im Südosten der iberischen Halbinsel und wird von vielen Andalusien-Reisenden übersprungen. Sie wissen nicht, was ihnen dabei entgeht. Tatsächlich sind die Landschaften von Almería einige der kontrastreichsten, die man in ganz Andalusien finden kann. Die Provinz Almería verfügt über das fruchtbarste landwirtschaftliche Gebiet Europas, die Wüste Las Tabernas wurde als Kulisse für mehrere Western-Cowboy-Filme genutzt, während die 200 Kilometer lange Mittelmeerküste nur einen Katzensprung entfernt liegt. Ein Besuch der Filmstudios der Wüste Tabernas und die Atmosphäre der Hauptstadt Almería mit ihren lebendigen Terrassen, Märkten und Museen sind spannend und unterhaltsam. Sehenswert ist besonders das Naturschutzgebiet Cabo de Gata-Nijar mit seinen unberührten Stränden und abgelegenen Wegen. Es ist zu einem sehr beliebten Ziel für Camper und Reisende auf der Suche nach dem unberührten Andalusien geworden.

Huelva

Huelva ist wahrscheinlich nicht die meistbesuchte Provinz Andalusiens, was den internationalen Tourismus angeht, aber die Provinz verfügt über einige der schönsten und unberührtesten Strände. An den Ufern des Atlantik, auch bekannt als Costa de la Luz, die Küste des Lichts, liegen traditionelle Fischerdörfer, endlose unberührte Strände und typische mediterrane Landschaften. Die Provinz Huelva ist besonders bekannt für ihr Vermächtnis von Christoph Kolumbus. Die Stätten der epischen Erkundung können in Palos de la Frontera besucht werden, von wo aus Kolumbus losgefahren ist, um Amerika zu entdecken. Noch heute kann man Nachbauten der drei Schiffe, die den Atlantik überquerten, sehen. Der berühmte iberische Jabugo-Schinken kommt aus der Provinz Huelva und ein sehr interessanter Tagesausflug führt nach El Rocio, der wichtigsten religiösen Stätte Andalusiens. Da Huelva an der Grenze zu Portugal liegt, kann das Land bei einem Tagesausflug besucht werden. Hier gibt es sogar die erste grenzüberschreitende Zipline der Welt.

Jaén

Jaén ist wahrscheinlich die am wenigsten besuchte Provinz im Vergleich zu allen anderen. Im Sommer kann die Stadt und die gesamte Provinz unglaublich heiß werden, deshalb entscheiden sich Reisende oft für die Strände der Costa del Sol. Jaén ist bekannt dafür, dass es die Heimat des begehrten spanischen nativen Olivenöls ist. Hier sind Besucher auf lange Strecken nur von Olivenhainen umgeben. Die kulturelle Attraktion der Provinz ist die Hauptstadt Jaén mit einer wunderschönen Kathedrale, die Weltkulturerbestädte Ubeda und Baeza sowie mehrere Burgen. Jaén ist auch ein begehrtes Ziel für Wanderer und Outdoor-Liebhaber, da die Provinz über vier Naturschutzgebiete und ein Berggebiet mit einer reichen Fauna verfügt.